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Stifterforum

By 1. Januar 2018September 21st, 2019Archiv Veranstaltungen

Es ist schon ungewöhnlich, dass der Vorsitzende einer Stiftung ausgerechnet bei einer Jahresversammlung in aller Öffentlichkeit den Finger in die Wunde legt. Ungewöhnlich, aber löblich. So geschehen bei der Urschelstiftung.

„Die Urschelstiftung besteht seit nun zehn Jahren“, sagt der Stiftungs-Vorsitzende Ulrich Mansfeld. „Wir fühlen uns angekommen.“ Rasch zählt er noch ein paar Highlights des Jahres auf, kokett verweist er auf Häppchen und Wein, die kleinen Leckereien, die bereits für die zwanglose Plauderei nach der Sitzung bereitstünden – dann geht Mansfeld an das Reizthema.

„Die Ehrenamtlichkeit scheint ihren Zenit überschritten zu haben“

Das Problem heißt: mangelnder Nachwuchs. Immer weniger junge Leute seien heute bereit, sich dauerhaft zu engagieren und ein Ehrenamt in Vereinen, Stiftungen und gemeinnützigen Organisationen zu übernehmen. Dabei werde gerade in der heutigen Gesellschaft, in der staatliche Organe immer häufiger an ihre Grenze stießen, ein solches Engagement immer wichtiger, beschwört Mansfeld. „Die Ehrenamtlichkeit scheint ihren Zenit überschritten zu haben.“ Zwar gebe es viele, die zu kurzfristigen und punktuellem Engagement bereit seien, kaum aber zu langfristigen Verpflichtungen, etwa in einem Vorstand.

Schlimmer noch: Nicht selten würden diejenigen, die sich engagieren, als Gutmenschen diffamiert – „Hier die Gutmenschen, da die egozentrischen Besserwisser“ – skizziert er den Frontverlauf in der Gesellschaft. Zwar räumt Mansfeld durchaus ein, dass mitunter eine gehörige Portion Narzissmus hinter dem Engagement Einzelner stehe – was allerdings die Effektivität nicht unbedingt vermindere. Eine Herausforderung sei es aber, die Stiftung aus ihrer „elitär wirkenden Ecke zu befreien… und zu einer wirklichen Bürgerstiftung zu machen.“ Im Klartext: Nicht nur die oberen Zehntausend, die Geschäftsleute und Akademiker der Stadt, sollten den Ton angegeben.

Der absolute Höhepunkt des Jahres, so Wiedmann, war die Eröffnung des Bürgerzentrums. Es sei ein voller Erfolg, heißt es, die Vereine nähmen das Angebot an, die Räume seien stets belegt, bloß koste die Unterhaltung des Zentrums eben auch eine Menge Geld.

Als weiteres Top-Projekt nannte sie die Unterstützung der Gymnasiasten des Otto-Hahn-Gymansiums für Schüler der Zellerschule. „Doch es gibt noch Luft nach oben“, meint Mansfeld. Was wohl heißen soll: Mehr Engagement für Stiftung und Vereine erwünscht.

Auf dem Foto von links: Ilselore Wiedmann, Gerda Rudolf, Uli Mansfeld und Werner Baumeister.
Fotos: Meinert Foto: Schwarzwälder Bote